Samstag, 1. November 2008

"Boa tarde, Viena!" - Ich bin wieder da (mit Resümee)

Nun, ein Kurz-Resümee bin ich meinen eifrigen Blog-LeserInnen noch schuldig ;-), ergo: Portugal ist toll! Trotz meines bitteren Foto- und Kamera-Verlustes - ich MUSSTE das nochmal los werden, sorry!... - kann ich gar nicht anders, als diesem Land ein gutes Zeugnis auszustellen. Ich konnte äußerst einprägsame sowohl zwischenmenschliche als auch visuelle Impressionen auf meiner Reise sammeln, von denen ich mich - da bin ich mir sicher! - nie ungewollt werde trennen müssen. Vor allem die anfängliche Zeit alleine, das Gehen von einem Ort zum nächsten und generell einfach dieses Weitergehen und -kommen aus eigener Kraft (und das trotz Fuß- oder Rückenschmerzen, trotz Lustlosigkeit und ungeduldigen Gedanken, die meinen absichtlich langsam gesetzten Schritten bereits weit voraus waren) haben mir einen unendlichen Schubs nach vorne verpasst. Meine Tagesziele habe ich immer erreicht, ganz egal wie oder wann und auch egal in welcher körperlichen oder seelischen Verfassung ich war. Ich durfte vielen, fast unglaublichen Zufällen auf meinem "Weg" begegnen. Und immer - abgesehen von der Zeit in Lissabon - ist es mir gelungen, das "Beste aus der Situation" zu machen. So sehe ich meinen Aufenthalt heute, Samstagnachmittag, der nach der Yoga-Stunde (Pät, ich bin back to Bikram ;-) !) gemütlich bei Kaffee und Blogger.com in den Abend ausklingen soll. Apropos Kaffee: Nicola und ich haben in Lissabon eine Tour durch die wichtigsten (u.a. Literaten-)Kaffeehäuser gezogen. Bestimmt abgehen werden mir die günstigen "Bicas" im Cafe "Nicola", in die man den Zucker traditionellerweise mit einer Zimtstange einrührt, und auch die köstlichen "Pasteis de Belem" aus der gleichnamigen Konditorei haben es uns angetan. Lukullisch haben wir so gesehen nichts ausgelassen; und mit Babs waren wir dann doch auch nochmal einen ganzen Nachmittag in der Stadt unterwegs, um deren Sights zu bestaunen. Auch die Rundfahrt mit DER Sightseeing-Tram Lissabons (Linie 28), in der es mir beim Betrachten der Hinweistafeln, "Beware of Pickpockets", immer einen Stich versetzt hat, ist eine tolle, und es gilt sogar als touristische Attraktion, wenn man beobachten kann, wie sich die Menschen - wie der Reiseführer beschreibt - aufgrund der Enge der Gassen beim Vorbeifahren der Straßenbahn in die Hauseingänge drücken müssen. Aber mit solchen "Manövern" haben die Tramfahrer pausenlos zu "kämpfen": Oft werden warnblinkende Autos wegen des Platzproblems einfach auf den Gleisen geparkt. "Parken" kann man dann solange, bis sich der Schaffner durch extrem lautes - so gar nicht zur portugiesischen Gelassenheit/Inneren Ruhe (für mich persönlich ein Teil ihrer "Saudade"-Mentalität) passendes - Gebimmel den Weg für sein Gefährt freimacht. Und so gondelt und ruckelt der 28er, der aus nur einem einzigen grellgelben Waggon besteht, durch das Auf und Ab dieses Straßengewirrs von einer Haltestelle zur nächsten; nicht zu Unrecht hat der Ausflug bei uns die Assoziation mit einer Geisterbahn-Fahrt wachgerufen ;-). Noch lustiger dagegen sind die Elevadores, Aufzüge, mit denen man selbst die steilsten Passagen problemlos überwinden kann.
Egal! PORTO, NAZARÉ, FATIMA, OBIDOS, PENICHE (BALEAL) und auch LISSABON, ich komme wohl oder übel wieder - aber natürlich nicht allein deswegen, um mir meine Foto-Sammlung wieder neu einzufangen...Grrr! Genial wars (überall) allemal!

Hier gehts zu den vorhandenen PICS:
Caminho Portugues verkehrt und
jene aus Lissabon!


Donnerstag, 30. Oktober 2008

Lost in Lisboaaaaaaahhhh!

Man muss schon sagen: Lissabon ist trotz allem eine sehenswerte Stadt! Gestern etwa waren wir auf Tour im Viertel Belem. Das tolle Monasteiro dos Jeronimos (ueber 500 Jahre altes Kloster) zaehlt zu den bedeutensten Sights hier, dann gibts noch ein - was mir persoenlich ausgesprochen gut gefallen hat - ein imposantes "Entdecker-Monument", das mehr oder minder an dem Platz gebaut ist, von wo alle Seefahrer zu ihren Reisen aufgebrochen sind, u.a. Vasco da Gama nach Indien. Apropos Indien: Waere eins meiner naechsten Ziele... Juhu!
Heute sind wir - leider durch regnerisches Wetter ein wenig im Tatendrang eingeschhraenkt - lange und wiederholt in der 28er-Tram gesessen (Thx Edith fuer diesen Tipp!), und sind die engen Gassen der Stadt rauf- und runter gefahren. Immer im Hinterkopf: Protect your belongings... Hach!
Danke fuer eure Kommentare! Bussi!

Dienstag, 28. Oktober 2008

(M)eine Leidenschaft, die Leiden schafft...

Der Schock nach dem gestrigen Vorfall sitzt sehr tief... ich bin wuetend, verzweifelt, geknickt, fuehle mich hilflos und einfach stinksauer! Auch weil ich IMMER aufgepasst habe wie ein Haftlmacher, alle meine Habseligkeiten immer nahe am Koerper getragen habe, und den Moment einfach nie vergessen werde, als ich festgestellt habe, dass die Kamera nicht mehr dort war, wo sie sein sollte. Dass man sie mir direkt von dieser Stelle entwendet hat, die ich fuer sooo sicher eingeschaetzt hatte. Zwei Zipps mussten dabei "ueberwaeltigt" werden, und ich habe nichts ziepen gespuert geschweige denn sonst was bemerkt. Das bestaetigt mir, dass hier ausgesprochene Profis am Werk sind, was sich auch in der Polizeistation gezeigt hat: Einem Ami-Ehepaar ist ueberhaupt direkt aus dem Taxi die komplette Reisetasche gestohlen worden. [Die Sicherheitsbroschuere, die mir der Polizeibeamte gestern noch in die Hand gedrueckt hat, beginnt paradoxerweise mit dem Satz: "Lissabon ist eine der sichersten Staedte Europas..."] - Ach, Lissabon wie konnte das nur passieren? Ich bin wie gelaehmt ueber diesen furchtbaren Verlust und habe die vergangene Nacht damit verbracht, mir ALLE - ich schwoere! - diese 660 Pics vor mein geistiges Auge in Erinnerung zu holen. Meine Leidenschaft, das Fotografieren, das Einfangen von Emotionen visueller Natur, meine ausgedehnten Motivsuchen, die vielen, vielen Schnapschuesse, die mich immer so derartig zufriedengestellt haben - das alles ist nun unwiederbringlich verloren.
Dank unserer langjaehrigen Freundschaft und auch in ihrer Profession als Psychotherapeutin hat Nicola, die ich gestern vom Flughafen abgeholt habe, fuer meine Wutausbrueche und Schimpftiraden aber vollstes Verstaendnis gezeigt und mir auch sofort - "Keine Widerrede!" - ihre Kamera ausgehaendigt ("Sollte dich jemand als Hobbyfotografin bezeichnen, waere das eine Beleidigung fuer dich!"). Ich bin ihr dankbar fuer das spontane Ueberlassen ihrer Kamera, aber es ist halt nicht das-/dieselbe... *heul*! Aus diesem Grund habe ich ihr gegenueber klarerweise ein schlechtes Gewissen, da fuer mich mein Urlaub nun schon Tage vor unserer Rueckkehr auf irgendeine Art und Weise ein vorzeitiges Ende genommen hat. Ich trauere, und auch der Himmel hat die ganze Nacht ueber seiner Trauer mit Traenen Ausdruck verliehen... man hat mich "entwaffnet", nun kann ich nicht mehr festhalten, was ich einfangen wollte, kann nicht mehr einfangen, was ich festhalten wollte. Fuehle mich, natuerlich neben dem immateriellen auch den finanziellen Schaden im Hinterkopf habend (die Kamera habe ich mir durch einen Geschenksgutschen aller meiner Freunde zum letztjaehrigen Geburtstag geleistet), meiner Bilder beraubt, die mehr wert sind/waren alles andere. In dieser unendlichen Wut spuere ich Rache- und Vergeltungsgedanken in mir aufkommen und bin selbst entsetzt ueber mich, wenn ich Lissabon wuensche - freilich nachdem wir in der kommenden Donnerstagnacht von der Startbahn abgehoben sind - von mindestens einem ebenso entsetzlich katastrophalen Erdbeben wie jenes im Jahre 1755 heimgesucht zu werden...
Auf dem "Markt der Diebin" (Feira da Ladra) haben wir tatsaechlich vorbeigeschaut und waren erstaunt, WAS man wirklich dort zu kaufen bekommt (Blutzuckermessgeraete, Handys, Digitalkameras...). Ich bin mir sogar sicher, dass irgendwo in einer dieser vielen schwarzen Sporttaschen auch meine geliebte pinke Sony-Cybershot auf ihren illegalen Verkauf gewartet hat...."gefunden" haben wir sie nicht, wuerde eine solche Aktion doch der sprichwoertlichen Suche nach der "Nadel im Heuhaufen" so ziemlich am naechsten kommen...

Montag, 27. Oktober 2008

Ein erster Abend bei der Lissabonner Exekutive...

Nein, Mama, ich bin in keine kriminellen Geschaefte verwickelt... mir widerfuhr blosz - Mann, ich hasse diese scheisz Tastatur - das Schlimmste, was ich mir vorgestellt habe: Mir wurde mein Baby, meine digitale Pocketkamera direkt aus der Bodybag geklaut. Und mit ihr meine weiteren 660 Pics, an deren mein Herz gehangen ist... ich bin wuetend, auszer mir, ziemlich bestuerzt, und so fuehrte mich mein Weg in die hiesige Polizeistation, wo man mir zumindest ein bisschen Mut und Hoffnung wiedergegeben hat. Nicola mit dabei, die mindestens ebenso wuetend war. Hm. Morgen steht der "Markt der Diebin" an; angeblich kann man dort seine gestohlenen Dinge gegen hohe Preise wieder erstehen... ein Funken Hoffnung in dieser gemeinen Welt, die mein Urvertrauen in die Menschheit leider wieder komplett zunichte gemacht hat... SHIT !!!

Der Zufall als mein (be)ständiger Begleiter und ich darob in einer strangen Gefühlswelt ODER "Da braut sich was zusammen"

Der Sturm, der sich hier auf ein kleines Gastspiel vorzubereiten scheint, schickte des Nächtens einstweilen schon mal seine Vorboten, und das sind mehr als düstere Gesellen... Besonders gut habe ich daher leider nicht geschlafen, zwängte sich der kalte Wind neben einer salzigen Feuchtigkeit doch durch alle Ritzen und Löcher ins Innere des Hauses und ließ auch die Befestigungsseile der SurfCastle-Fahne, die auf dem Dach und damit direkt über meiner Kemenate weht, ständig, noch dazu unrhythmisch (was ja noch V I E L schlimmer ist!) an die Fahnenstange schlagen... Grrmpf.
"Summer has gone", heißt es aus den betroffenen Surfer-Mündern und so schauen alle an den Fenstern dem nahenden, sich über dem Atlantik zusammenbrauenden Unwetter entgegen, während ich mich meinem Hobby, dem Surfen im www, definitiv gelassener und beruhigter hingeben kann ;-). Babs und ich waren gestern, ebenfalls in knappe wetsuites gepresst, bei Sonnenuntergang - das Wochenende war nach Aussage aller wettertechnisch eins der schönsten - auf den ausgeborgten Brettern bissl im Weißwasser herumpaddeln und haben uns von den Wellen an den Strand spülen lassen, um dann mit dem Board unterm Arm und unter arger Strömung wieder hinauszuwandern. Heute tut mir alles weh... Aber ich habs versucht und musste feststellen, dass Surfen nicht ganz so einfach ist, wie's aussieht. Naja, beim nächsten Mal schaffe ichs vielleicht, auf den Knien stehend, längere Zeit auf dem Brett auszuharren.
Es ist abgesehen von dieser ersten Surf-Erfahrung schon eine ganz spezielle Herausforderung, die mein Besuch hier im Surfcastle mit sich gebracht hat und mit der ich nun - ohne in Details zu gehen - zu "kämpfen" habe. Es ist - trotz seiner tollen, ehrlich schlosshaften Atmosphäre plus dem spürbaren Ehrgeiz aller seiner surfenden Bewohner - ein beängstigender Ort, dem ich persönlich nicht frei von Panik und Unsicherheit begegnen kann. Warum auch immer das der Fall ist.
Obwohl ich meinen Pilgerweg, der heuer bewusst gewollt nicht der klassische Jakobsweg sein sollte, offiziell schon in Porto beendet habe, ist er - nicht zuletzt aufgrund meiner gut ausgesuchten Urlaubslektüre :-) - immer noch Thema, und irgendwie befinde ich mich so gesehen auch immer noch auf einer Reise der Selbstreflektion - soweit mir diese möglich ist. Über einer Text-Passage aus "Die Tarotspielerin" bin ich - nicht weil sie mich syntaktisch so gefordert hätte, sondern weil sie mich eben zum Nachdenken angeregt hat - einige Minuten länger gesessen; ich füge sie hier unten dran, auch um sie mir dadurch selbst besser in Erinnerung behalten zu können:

"Viele Pilger begegneten einander auf dem Weg nach Santiago mehrmals, egal wie langsam der eine oder wie schnell der andere ging. Mal warf eine Verletzung einen Rastlosen zurück, mal trieb den Langsamen eine plötzliche Lust, auf einem Wagen zu reisen, sodass sich die Wege beider wieder kreuzten.
Nie schien es ein Zufall zu sein, wer wem noch einmal begegnete. Es war, als lenke Gott das Gespräch zwischen bestimmten Menschen. Nicht immer waren es die angenehmsten Gesellen, die man wieder traf, aber immer waren es Reisende, die einen Eindruck hinterlassen hatten, Fragen, ein Gefühl, eine Geschichte, ein Rätsel.
Es war eines der großen Geheimnisse dieses Weges, er führte Fremde zueinander und gab ein Gefühl von Geborgensein inmitten der Fremde. Unbekannte machten einen mit unbekannten Seiten seiner selbst bekannt."
Und das SurfCastle mitsamt seinen Bewohnern erlaubt mir, wieder einmal eine solche unbekannte (tatsächlich unbekannte?) Seite in mir zu entdecken, ganz egal ob mir das nun gefällt oder nicht. Am Nachmittag schon bin ich mit Nicola in Lissabon verabredet, gespannt und auch a bit afraid of, welche Emotionen diese Stadt in mir wachrufen und welche Zufälle sie mir an die Seite stellen wird...