Donnerstag, 30. Oktober 2008

Lost in Lisboaaaaaaahhhh!

Man muss schon sagen: Lissabon ist trotz allem eine sehenswerte Stadt! Gestern etwa waren wir auf Tour im Viertel Belem. Das tolle Monasteiro dos Jeronimos (ueber 500 Jahre altes Kloster) zaehlt zu den bedeutensten Sights hier, dann gibts noch ein - was mir persoenlich ausgesprochen gut gefallen hat - ein imposantes "Entdecker-Monument", das mehr oder minder an dem Platz gebaut ist, von wo alle Seefahrer zu ihren Reisen aufgebrochen sind, u.a. Vasco da Gama nach Indien. Apropos Indien: Waere eins meiner naechsten Ziele... Juhu!
Heute sind wir - leider durch regnerisches Wetter ein wenig im Tatendrang eingeschhraenkt - lange und wiederholt in der 28er-Tram gesessen (Thx Edith fuer diesen Tipp!), und sind die engen Gassen der Stadt rauf- und runter gefahren. Immer im Hinterkopf: Protect your belongings... Hach!
Danke fuer eure Kommentare! Bussi!

Dienstag, 28. Oktober 2008

(M)eine Leidenschaft, die Leiden schafft...

Der Schock nach dem gestrigen Vorfall sitzt sehr tief... ich bin wuetend, verzweifelt, geknickt, fuehle mich hilflos und einfach stinksauer! Auch weil ich IMMER aufgepasst habe wie ein Haftlmacher, alle meine Habseligkeiten immer nahe am Koerper getragen habe, und den Moment einfach nie vergessen werde, als ich festgestellt habe, dass die Kamera nicht mehr dort war, wo sie sein sollte. Dass man sie mir direkt von dieser Stelle entwendet hat, die ich fuer sooo sicher eingeschaetzt hatte. Zwei Zipps mussten dabei "ueberwaeltigt" werden, und ich habe nichts ziepen gespuert geschweige denn sonst was bemerkt. Das bestaetigt mir, dass hier ausgesprochene Profis am Werk sind, was sich auch in der Polizeistation gezeigt hat: Einem Ami-Ehepaar ist ueberhaupt direkt aus dem Taxi die komplette Reisetasche gestohlen worden. [Die Sicherheitsbroschuere, die mir der Polizeibeamte gestern noch in die Hand gedrueckt hat, beginnt paradoxerweise mit dem Satz: "Lissabon ist eine der sichersten Staedte Europas..."] - Ach, Lissabon wie konnte das nur passieren? Ich bin wie gelaehmt ueber diesen furchtbaren Verlust und habe die vergangene Nacht damit verbracht, mir ALLE - ich schwoere! - diese 660 Pics vor mein geistiges Auge in Erinnerung zu holen. Meine Leidenschaft, das Fotografieren, das Einfangen von Emotionen visueller Natur, meine ausgedehnten Motivsuchen, die vielen, vielen Schnapschuesse, die mich immer so derartig zufriedengestellt haben - das alles ist nun unwiederbringlich verloren.
Dank unserer langjaehrigen Freundschaft und auch in ihrer Profession als Psychotherapeutin hat Nicola, die ich gestern vom Flughafen abgeholt habe, fuer meine Wutausbrueche und Schimpftiraden aber vollstes Verstaendnis gezeigt und mir auch sofort - "Keine Widerrede!" - ihre Kamera ausgehaendigt ("Sollte dich jemand als Hobbyfotografin bezeichnen, waere das eine Beleidigung fuer dich!"). Ich bin ihr dankbar fuer das spontane Ueberlassen ihrer Kamera, aber es ist halt nicht das-/dieselbe... *heul*! Aus diesem Grund habe ich ihr gegenueber klarerweise ein schlechtes Gewissen, da fuer mich mein Urlaub nun schon Tage vor unserer Rueckkehr auf irgendeine Art und Weise ein vorzeitiges Ende genommen hat. Ich trauere, und auch der Himmel hat die ganze Nacht ueber seiner Trauer mit Traenen Ausdruck verliehen... man hat mich "entwaffnet", nun kann ich nicht mehr festhalten, was ich einfangen wollte, kann nicht mehr einfangen, was ich festhalten wollte. Fuehle mich, natuerlich neben dem immateriellen auch den finanziellen Schaden im Hinterkopf habend (die Kamera habe ich mir durch einen Geschenksgutschen aller meiner Freunde zum letztjaehrigen Geburtstag geleistet), meiner Bilder beraubt, die mehr wert sind/waren alles andere. In dieser unendlichen Wut spuere ich Rache- und Vergeltungsgedanken in mir aufkommen und bin selbst entsetzt ueber mich, wenn ich Lissabon wuensche - freilich nachdem wir in der kommenden Donnerstagnacht von der Startbahn abgehoben sind - von mindestens einem ebenso entsetzlich katastrophalen Erdbeben wie jenes im Jahre 1755 heimgesucht zu werden...
Auf dem "Markt der Diebin" (Feira da Ladra) haben wir tatsaechlich vorbeigeschaut und waren erstaunt, WAS man wirklich dort zu kaufen bekommt (Blutzuckermessgeraete, Handys, Digitalkameras...). Ich bin mir sogar sicher, dass irgendwo in einer dieser vielen schwarzen Sporttaschen auch meine geliebte pinke Sony-Cybershot auf ihren illegalen Verkauf gewartet hat...."gefunden" haben wir sie nicht, wuerde eine solche Aktion doch der sprichwoertlichen Suche nach der "Nadel im Heuhaufen" so ziemlich am naechsten kommen...

Montag, 27. Oktober 2008

Ein erster Abend bei der Lissabonner Exekutive...

Nein, Mama, ich bin in keine kriminellen Geschaefte verwickelt... mir widerfuhr blosz - Mann, ich hasse diese scheisz Tastatur - das Schlimmste, was ich mir vorgestellt habe: Mir wurde mein Baby, meine digitale Pocketkamera direkt aus der Bodybag geklaut. Und mit ihr meine weiteren 660 Pics, an deren mein Herz gehangen ist... ich bin wuetend, auszer mir, ziemlich bestuerzt, und so fuehrte mich mein Weg in die hiesige Polizeistation, wo man mir zumindest ein bisschen Mut und Hoffnung wiedergegeben hat. Nicola mit dabei, die mindestens ebenso wuetend war. Hm. Morgen steht der "Markt der Diebin" an; angeblich kann man dort seine gestohlenen Dinge gegen hohe Preise wieder erstehen... ein Funken Hoffnung in dieser gemeinen Welt, die mein Urvertrauen in die Menschheit leider wieder komplett zunichte gemacht hat... SHIT !!!

Der Zufall als mein (be)ständiger Begleiter und ich darob in einer strangen Gefühlswelt ODER "Da braut sich was zusammen"

Der Sturm, der sich hier auf ein kleines Gastspiel vorzubereiten scheint, schickte des Nächtens einstweilen schon mal seine Vorboten, und das sind mehr als düstere Gesellen... Besonders gut habe ich daher leider nicht geschlafen, zwängte sich der kalte Wind neben einer salzigen Feuchtigkeit doch durch alle Ritzen und Löcher ins Innere des Hauses und ließ auch die Befestigungsseile der SurfCastle-Fahne, die auf dem Dach und damit direkt über meiner Kemenate weht, ständig, noch dazu unrhythmisch (was ja noch V I E L schlimmer ist!) an die Fahnenstange schlagen... Grrmpf.
"Summer has gone", heißt es aus den betroffenen Surfer-Mündern und so schauen alle an den Fenstern dem nahenden, sich über dem Atlantik zusammenbrauenden Unwetter entgegen, während ich mich meinem Hobby, dem Surfen im www, definitiv gelassener und beruhigter hingeben kann ;-). Babs und ich waren gestern, ebenfalls in knappe wetsuites gepresst, bei Sonnenuntergang - das Wochenende war nach Aussage aller wettertechnisch eins der schönsten - auf den ausgeborgten Brettern bissl im Weißwasser herumpaddeln und haben uns von den Wellen an den Strand spülen lassen, um dann mit dem Board unterm Arm und unter arger Strömung wieder hinauszuwandern. Heute tut mir alles weh... Aber ich habs versucht und musste feststellen, dass Surfen nicht ganz so einfach ist, wie's aussieht. Naja, beim nächsten Mal schaffe ichs vielleicht, auf den Knien stehend, längere Zeit auf dem Brett auszuharren.
Es ist abgesehen von dieser ersten Surf-Erfahrung schon eine ganz spezielle Herausforderung, die mein Besuch hier im Surfcastle mit sich gebracht hat und mit der ich nun - ohne in Details zu gehen - zu "kämpfen" habe. Es ist - trotz seiner tollen, ehrlich schlosshaften Atmosphäre plus dem spürbaren Ehrgeiz aller seiner surfenden Bewohner - ein beängstigender Ort, dem ich persönlich nicht frei von Panik und Unsicherheit begegnen kann. Warum auch immer das der Fall ist.
Obwohl ich meinen Pilgerweg, der heuer bewusst gewollt nicht der klassische Jakobsweg sein sollte, offiziell schon in Porto beendet habe, ist er - nicht zuletzt aufgrund meiner gut ausgesuchten Urlaubslektüre :-) - immer noch Thema, und irgendwie befinde ich mich so gesehen auch immer noch auf einer Reise der Selbstreflektion - soweit mir diese möglich ist. Über einer Text-Passage aus "Die Tarotspielerin" bin ich - nicht weil sie mich syntaktisch so gefordert hätte, sondern weil sie mich eben zum Nachdenken angeregt hat - einige Minuten länger gesessen; ich füge sie hier unten dran, auch um sie mir dadurch selbst besser in Erinnerung behalten zu können:

"Viele Pilger begegneten einander auf dem Weg nach Santiago mehrmals, egal wie langsam der eine oder wie schnell der andere ging. Mal warf eine Verletzung einen Rastlosen zurück, mal trieb den Langsamen eine plötzliche Lust, auf einem Wagen zu reisen, sodass sich die Wege beider wieder kreuzten.
Nie schien es ein Zufall zu sein, wer wem noch einmal begegnete. Es war, als lenke Gott das Gespräch zwischen bestimmten Menschen. Nicht immer waren es die angenehmsten Gesellen, die man wieder traf, aber immer waren es Reisende, die einen Eindruck hinterlassen hatten, Fragen, ein Gefühl, eine Geschichte, ein Rätsel.
Es war eines der großen Geheimnisse dieses Weges, er führte Fremde zueinander und gab ein Gefühl von Geborgensein inmitten der Fremde. Unbekannte machten einen mit unbekannten Seiten seiner selbst bekannt."
Und das SurfCastle mitsamt seinen Bewohnern erlaubt mir, wieder einmal eine solche unbekannte (tatsächlich unbekannte?) Seite in mir zu entdecken, ganz egal ob mir das nun gefällt oder nicht. Am Nachmittag schon bin ich mit Nicola in Lissabon verabredet, gespannt und auch a bit afraid of, welche Emotionen diese Stadt in mir wachrufen und welche Zufälle sie mir an die Seite stellen wird...

Samstag, 25. Oktober 2008

Raue See, Peniche by Bike und schaulustiges Surfer-Starren

Aeolus und seine Gehilfen haben heute ordentlich geblasen, weshalb wir nach erfahrener Rücksprache [ich schreibe von Babs' Laptop aus, deshalb sind wieder Umlaute möglich...juhu!] mit dem Surflehrer - sehr zu meinem Bedauern - doch auf unsere Surfstunde verzichten mussten. Hm, schade - mal sehen, was das Wetter morgen, Sonntag, zu bieten hat...angeblich aber ist in den kommenden Tagen ein super-katastrophales Unwetter im Anmarsch, was die Situation vermutlich kaum ändern wird. Bis dahin bin ich aber bereits wieder über alle Berge, oder landkartentechnisch bereits in Lissabon, wo die Reise in ihrer letzten Station langsam aber sicher ihrem Ende zugeht. Noch bis Donnerstag (ich merke, ich kämpfe schon - ehrlich! - jeden Tag mehr mit diesen in mir aufkommenden wehmütigen Regungen, wenn ich an die Heimat denke ;-) ) immerhin steht uns, Nicola und mir, Lisboa zur Verfügung! Ob Babs auch mitkommt, wird sich erst entscheiden. Ich würde mich jedenfalls freuen ;-) ! [Ich weiß, dass du DAS liest und es soll natürlich alles andere als ein plumper Manipulationsversuch sein...!]. Aber nun zurück zum heutigen Tag: Babs und ich sind - ich MUSS zugegebenermaszen in meinem in den vergangenen Wochen zur erfreulichen Gewohnheit geratenen Alleinsein hier im SurfCastle aufgrund des nach wie vor regen Urlauberwechsels (siehe unten) absolut zurückstecken - mit den hauseigenen Mountain-Bikes nach Peniche rein geradelt. Besuch im kleinen Fortaleza in der Nähe des Hafens sowie langgezogene und gesprächsintensive Galao[Milchkaffee]-Pausen unter wärmster Sonnenbestrahlung waren logischerweise inklusive! Peniche selbst, in Portugal vor allem durch seine Sardinenfabriken bekannt, ist umgeben von kilometerlangen Sandstränden und mit seinen Wahnsinnswellen, die reingeschoben kommen, wohl schlechthin DER einzig plausible Grund für die zahlreichen schlaflosen Nächte eines jeden Surfers! Die weitläufigen Strände in der Gegend lassen deren Herzen in Hinblick auf den perfekten Ritt auf der ebenso perfekten Welle definitiv höher schlagen. Und schließlich direkt vor den großen Rundfenstern des SurfCastles, der kleinen, feinen Surfer-Pension von Joao, in der ich ausschlieszlich mit Nichtstun beschaeftigt residiere, erstreckt sich auf einer felsigen Halbinsel auch die "Praia do Baleal", auf der man nicht nur meterhohe Wellengänge, sondern auch recht ansehnlich durchtrainierte Körper in kessen enganliegenden Neoprenanzügen bestaunen kann. Letztlich dieser Anblick hat auch mein Herz in Wallung gebracht - bis Sonnenutergang habe ich - mich kein einziges Mal aus dem Liegestuhl erhebend geschweige denn meine Blicke von diesen visuellen Reizen abwendend - eben diesen BRett-Artisten bei ihren Künsten zugeschaut, ehe ich zu späterer Stunde dämmerungsbedingt auf eine nicht annähernd so würdige Alternative, nämlich "DVD", wechseln musste. Nach einem hervorragend gelungenen "Gemüse-Reis" (Thx to Ute für dieses unverwechselbare Rezept) sind wir schließlich bei etlichen 0,33l-Flaschen "SuperBock" (neben "Sagres" zweite große Biermarke hier) im SurfCastle versumpft - müde vom Fahrradfahren...als auch vom Aufs-Wasser-Gaffen ;-) - Bye the way: Habe ich schon erwähnt, wie schön das Leben doch sein kann?

Wer an Wasser, Wind, Wellen und dem Wetter generell mehr interessiert ist, dem sei die informative Windguru-Website empfohlen.

Endlich Peniche, Obidos im Schnelldurchlauf und heute (11 Uhr) meine allererste Surfstunde...

Was mich in Portugal immer und immer wieder so fasziniert, ist, dass es offenbar in jeder Stadt/jeder Ortschaft, die ich besuche oder durchreise, ploetzlich unvermittelt - so scheint es - die imposantesten und grandiosesten Bauwerke und Monumente zu bewundern gibt. Auf meiner Fahrt nach Fatima z.B. bin ich durch Batalha gefahren. Zunaechst eher unscheinbar hat sich auf einmal der maechtigste und "groeszte Klosterbau des Landes" im "ueppig gotisch-manuelinischen Stil" vor mir aufgebaut. Einfach unglaublich tolle Architektur, ein Wunderwerk der Baukunst, fuer deren Fertigstellung immerhin auch 150 Jahre "draufgegangen" sind. Ja, und gestern wurde ich von Babs & Joao aus Obidos, einer entzueckenden kleinen Ortschaft mit ganezlich erhaltener Stadtmauer abgeholt. Ich fuehle mich in solchen Staedtchen ja dann immer wie ein kleines Kind, bin total hin und weg von so manchen meiner Freunde veraechtlich als "alte Steine" bezeichneten Festungsmauern und moechte ueberall wo geht hinaufklettern. Und dieses kleine, auch im 21. Jahrhundert immer noch befestigte Obidos, kann man auch AUF der Stadtmauer, von der man herrlichen Ausblick auf das gruene Umland des Doerfchens genieszt, umrunden, was ich natuerlich in vollem Genuss getan habe.
Abends, nachdem ich endlich im SurfCastle, auf das ich mich (und auf Babs klarerweise) schon tagelang vorgefreut habe, eingecheckt habe, waren wir mit Joaos Bruder in einem der besten Fischlokale von ganz Peniche: Tasca do Joel. Wieder stand Bacalhau fuer mich auf der Speisekarte. An sich koennte ich diesen Fisch jeden Tag essen, und es wuerde mir auch gar nicht langweilig dabei werden, kann man dieses Nationalgericht ja auf mindestens 300 verschiedene Arten zubereiten - so zumindest mein Reisefuehrer :-)! Lecker!
Ich hoffe er bleibt meinem Magen erhalten, wo ich doch heute am spaeten Vormittag meine allererste Surf-Lession mit Ginjas absolvieren werde. Die Wellen sind hoch, die Sonne scheint - Boarder-Herz, was willst du mehr?

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Souvenirs, Souvenirs - Ein Livebericht aus Fatimá

Es unglaublich, was dem menschlichen Auge an Abscheulichkeiten zuzumuten ist. In Fatimá, laut meinem Reisefuehrer "der wichtigste katholische Marienwallfahrtsort nach Lourdes", jedenfalls gibt es alles an Souvenirs, was Gott eigentlich verboten hat. "Die Atmosphaehre ist dementsprechend", steht da weiter, und "besser" kann man DAS, was sich hier tut, gar nicht beschreiben! Auf dem zwischen der "viertgroeszten Kirche der Welt" und der Basilika eingelassenen "groeszten Kirchenplatz der Welt" rutschen ganze Reisebusse auf Knien um ihr Seelenheil um die Wette. So scheint es zumindest. Drei Hirtenkindern soll hier einst die Maria Muttergottes erschienen sein, weshalb nun Tausende glaeubige Pilger taeglich hier anreisen und zum Zwecke der Erloesung, Vergebung respektive Heilung zu Kreuze kriechen. Ich konnte mich gerade noch zurueckhalten, eine dieser tuerkisfarbenen Wachsmadonnen zu erstehen, die in jeder Auslage zu "bewundern" sind. Es ist faszinierend, was es auf dieser Welt alles gibt. Der moderne Rundbau der Igreja da Santissima Trindade ist innen angelegt wie ein Hoersaal. Leider konnte ich nirgends finden, wieviele Menschen darin Platz haben, abes es muessen Unmengen sein. Jedenfalls hat sie nicht weniger als 13 Portale und ist laut Wikipedia der "größte Kirchenneubau des 21. Jahrhunderts", der erst vergangenes Jahr fertiggestellt wurde!

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Naturgewalt versus Konsumrausch

Nazaré, Naturgewalten, Intrigenspiele rund um die Heirat einer koelnischen Kaufmannstochter zu Reformationszeiten und ich. Das ist/war mein heutiger Tag. Am Nachmittag habe ich mich nach Sitio, dem oberen Ortsteil Nazarés auf dem Kliff, aufgemacht, um mir dort das Naturschaupiel, das Wind und Wellen hier bieten, aus naechster Naehe zu betrachten. Beeindruckend und beaengstigend zugleich. Gaenzlich falsch eingestellt hatte ich mich im Vorfeld auf eine leichte Meeresbrise, wie man sie vom Mittelmeer her kennt, aber was sich hier am Atlantik tut, ist einfach nur mehr maechtig.
Direkt an der aeuszersten Spitze des Kliffs steht ein altes Fort, auf dem man beste Sicht auf den Atlantik genieszt. Vorausgesetzt man traut sich. Was mich angeht... ich musste passen. Zu sehr hatte ich Angst, dass mich der orkanartige Sturm von den auf dem Felsen angebrachten engen Eisenleitern, unter denen sich die Wellen brechen, weht. Also habe ich wieder kehrtgemacht. Bin dann auf dem laengsten und breitesten Sandstrand, auf dem ich je gewesen bin und den ich lediglich mit einer Hundertschar von Moewen teilen musste, auf Muschelsuche gegangen, habe mir die feinen Sandkoernchen vom Wind wie Nadeln in die Haut stechen lassen (so ungefaehr muss sich die Entstehung eines Tatoos anfuehlen...?) und hatte tatsaechlich den Eindruck, man kaeme nur mit einem Kamel zum Meer, wie die Einheimischen hier scherzhaft ob der Weite des Praias behaupten. Wind und Wellen einfach groszartig und gewaltig.
Und was mach´ ich kleines Wuerschtl? Ich kehre in meinem unverbesserlichen Konsumrausch zurueck zur Strandpromenade, weil ich den verlockenden T-Shirt-Angeboten aus den Surfshops nicht widerstehen kann... - Morgen pilgere ich per Bus nach Fatima, um dem Herrn dafuer zu danken, dass ich ueberhaupt auf dieser Welt sein darf!

Einstiges Fischerdorf und nunmehrige Touristenabzocke Nazaré

Immer wieder bin ich erstaunt darueber wie vernetzt diese Welt ist. Heute habe ich mitten am kilometerlangen Sandstrand von Nazaré ein patzen CyberCafe "entdeckt", mit Direkt-Blick auf den atlantischen Ozean und seinen immens hohen Wellen ;-) Und auch erstaunt bin ich ueber mich und meine Sucht, an keinem solcher Cafes vorbei gehen zu koennen - wohl auch des Kaffees wegen, der hierzulande mit einem durschnittlichen Preis von 75 Cent wirklich ausgezeichnet schmeckt.
Sofort nach meiner Ankunft am Busbahhof (Nazaré = ein wenig suedlich von Leiria; siehe Karte), wurde ich von einer geschaeftstuechtigen alten Dame fuer ein Apartement angeworben; nun wohne ich mit allem Drum-und-Dran (Kuehlschrank, Kueche etc.) - nicht gerade guenstig, aber annehmbar - mitten im einstigen Fischerdorf Nazaré, heute von unzaehligen Souvenirshops uebersaet, unweit (150 m) vom Praia (Strand) entfernt und geniesze die zentrale Lage ;-). Fuer heute habe ich einen "Ruhetag" eingeplant, der besser gar nicht laufen kann: Der ewigen Reisefuehrer-Lektuere ueberdruessig - und weil man am Camino ja keine Buecher mitschleppt -, wollte ich mir bereits in der schoensten Buchhandlung der Welt, bei "Lello" in Porto, den schon so notwendigen Lesestoff besorgen. Ich haette sogar was Ansprechendes und Passendes dreier nationaler Autorinnen (ueber die Unterdrueckung der portugiesischen Frau) in deutscher Uebersetzung ("Neue portugiesische Briefe") dort gefunden, blosz war mir der Preis von 30 Euro fuer ein Soft-Cover dann doch zuviel. Allein der geniale Unter-Titel ("Oder wie Maina Mendes beide Hande auf den Korper legte und den übrigen legitimen Oberen einen tritt in den Hintern versetzte") - und das behaupte ich, ohne den Inhalt zu kennen - sagt schon viel ueber die portugiesische Mentalitaet aus. Aber in einem Land, in dem es Bars mit dem Namen "Mein Mercedes ist groeszer als deiner" (Porto) gibt, musz schon eine gewisse Art von Humor vorhanden sein!
Apropos Humor (Ist doch, wenn man trotzdem lacht, oder?) : Zufrieden geben muss sich mein uebermaesziger Hunger nach Literatur nun einfach mit einem historischen Roman, den ich in einem der Touristen-Buchshops hier ausgegraben habe. Laut Klappentext mindestens ebenso ansprechend, wenn nicht sogar passender ;-): "Eine dramatische Epoche. Eine starke Frau. Die grosze Liebe. Und eine Reise auf dem Jakobsweg." - Na bitte!

Dienstag, 21. Oktober 2008

Portos Weine, Kamera-Troubles und ein Feeling wie auf Oekista-Sprachferien

Beinahe haette ich mir vorgestern eine mittelgrosze Krise aufgerissen, als meine Snapshot-Kamera mir ploetzlich mitgeteilt hat, dass mir mein Memory Stick (1 GB) in naher Zukunft keinen Speicherplatz mehr zur Verfuegung stellen wird koennen. Gut, ich habs vielleicht auch ein wenig uebertrieben, aber ihr alle wisst, WIE verdammt ambitioniert ich bin, wenn es darum geht, moeglichst viele Details/Eindruecke via Fotokamera fuer die Ewigkeit zu bannen. Sage und schreibe ueber 830 Pics habe ich in den ersten 12 Tagen meiner Reise geschossen. Nicht schlecht, oder? In Analogkamera-Zeiten haette mich diese Unzahl ein kleines Vermoegen gekostet, aber heutzutage - und ich kann ja noch froh sein, dass mein Speicher bis Porto, einer Groszstadt, die mit zahlreichen Fotogeschaeften aufwarten kann, durchgehalten hat und seine Kapazitaeten nicht schon irgendwo im Caminho-Gemuese aufgebraucht waren - ists kaum mehr was Besonderes, mit soviel Fotomaterial aus dem Urlaub zurueckzukehren. Wenn ihr dann also irgendwann mal ein Wochenende Zeit habt, fuehre ich euch gern ein "Best-of" vor ;-)! ... Naja, also, bin ich, seit die Geschaefte am Montag wieder ihre Pforten geoeffnet haben, stolze Besitzerin einer nunmehr 2-GB-Speicherkarte - man weisz ja nicht, was noch kommt! ;-) Fotographisch ausgetobt habe ich mich untertags an den Hafenkais (kreischende Moewen in der Luft und malerische Portweinboote), bei/auf/unter der zweistoeckigen Eisenbruecke D. Luis I. sowie in den Portweinkellern nahe des Douro, in denen auch Fuehrungen mitsamt Weinverkostungen angeboten werden. Tolle Sache! Sonntagabend - ich war mit Samuel (Israel) und Guy (Kanada), beide habe ich in meiner Lonely-Planet-Tipp-Absteige kennen gelernt, auf Bar-Tour - hab ich bereits einen "Red Port" getrunken; not my taste, weil ganz ordentlich stark (durch den zugesetzten Branntwein) und mir persoenlich auch viel zu suesz. Seitdem ich aber gemeinsam mit meiner suedkoreanischen Zimmerkollegin (Name?) bei "Sandeman" den weiszen, 10-Jahre-alten "Lagrima" (98er-Jahrgang...kann nur gut sein ;-) ) gekostet habe, hat sich meine gestrige Einstellung zu dieser Art von Wein wieder schlagartig gewandelt. Es ist schon was dran, an diesem Gesoeff! Die Bezeichnungen Ruby, Tawny und Vintage haben sich jetzt uebrigens auch ein wenig aufgehellt - so wie der Port nach entsprechend langer/laengerer Lagerung ;-)!

Nun gut, soviel dazu! Heute (Di) ziehe ich in gut einer Stunde per Bus (ueber Coimbra - Leiria) weiter in ruhigere Gefilde (ins Fischerdorf Nazaré), froh und gluecklich ueber und mit meine/r Kamera, die wieder voll funktionstuechtig ist!

Sonntag, 19. Oktober 2008

Etappe 10: Campos Verdes - PORTO (16 km)

Wie erhofft hat mich Porto bei strahlendem Sonnenschein und bei 24 Grad (um 11:30 h) empfangen. Die letzten paar Kilometer sind einen Groszteil wieder durch das Industrie- bzw. durch das Ein/Aus(?)fallsgebiet mit den Outskirts-typischen Plattenbauten der Stadt gegangen. Sonntags ist auf den Straszen zum Glueck wenig los, also kaum Verkehr, was das Einmarschieren sogar recht angenehm gemacht hat. Immer noch ziehe ich die Blicke der Menschen eigentlich ungewollt auf mich, und so ernte ich als Pilgerin (in meiner nicht zu verwechselnden Montur) zustimmendes Kopfnicken und Thumbs-Up-Gesten von den freundlichen Leuten/Typen (;-)) hier; es fahren hupende Autos an mir vorueber, man wuenscht mir unbekannterweise "Bom Caminho" oder zumindest "Bom dia" und demonstiert mir dadurch volles (erzkatholisches) Einverstaendnis mit dem Umstand, dass ich diese Pilgerschaft auf mich genommen habe. Hier in Porto endet meine Pilgerreise; die naechsten Tage werde ich mich sightsee-nd und lesend (es gibt hier in Porto angeblich den "schoensten Buchladen der Welt", den ich mir klarerweise nicht entgehen lassen darf) durch die Gegend bewegen.
Nach getaner Arbeit (mein Blogger-Soll) gestatte ich mir nun ein wenig Ruhe (geniale Absteige!), ehe ich mir abends in einer Probierbar - wie angekuendigt - einen Portwein-Shot in die Venen hauen werde ;-)!

Etappe 9: Rates - Campos Verdes/Maia (25 km)

(Nachtrag, 18.10., Porto)
Nun, die Nacht in Rates wird mir bestimmt in besonderer Erinnerung bleiben... Wie befuerchtet ist tatsaechlich kein weiterer Peregrino, der mich aus dem Alleinsein in dieser mehr als merkwuerdigen, aber durchaus freundlichen Albergue gerissen haette, mehr in Rates aufgetaucht. Rates - ein portugiesisches kleines Nest mit einer nicht-bewirtschafteten, dafuer aber dennoch hoechst gepflegten Herberge und einem sich durch den ganzen Ort schlaengelnden Kopfsteinpflaster, das mir ebenso immer in Erinnerung bleiben wird, da ich dadurch jedes Fahrzeug (in erster Linie Traktoren...), das durch gefahren ist, schon von Weitem anrollen gehoert habe...Grmpf. Den Abend habe ich mir also alleine im Herbergs-Wohnzimmer, eingerichtet und ausgestattet mit (teils zerschlissenen) Lederfauteuils, einer umfangreichen Bibliothek zum Thema Caminho und einer Stereo-Anlage mitsamt Moenchschoral-Cds, die zum (Weiter-)Gehen motivieren sollen. Irgendwie alles mulmig, und das flaue Gefuehl im Magen hat sich die ganze Nacht ueber gehalten, obwohl mir die zwei jungen Hospitaleros, die abends dann noch einen Sprung nach dem Rechten gesehen haben, versichert haben, dass ich mich ganz ganz "save" fuehlen koenne. Bevor ich mich also ins Land der Traeume begeben habe, habe ich die Zeit der Ruhe fuer ein eingaengies Studium meines Reisefuehrers genuetzt. Immerhin ist Planung und Organisation alles ;-).
Die Strecke tags drauf war wieder einmal eine der laengeren. Insgesamt 25 km habe ich bis Campos Verdes (Gruene Felder), genau genommen ins Industriegebiet von Maia benoetigt. Eigentlich waren nur 21 km angegeben, aber sowohl der Umweg, den ich aufgrund einer eingestuerzten Bruecke (Ponte do Ave) in Kauf nehmen musste, als auch der laenger als geplante Weg zum naechsten Quartier haben sich dann drauf geschlagen. Und selbst, wenns wenig klingt... wenn man schon den ganzen Tag auf den Beinen ist, und so Mini-Etappen wie die des Vortages gewoehnt ist, machen sich diese wenigen 4 km durchaus bemerkbar.
Apropos Quartier... durch widrige Umstaende (...es gibt scheinbar Hoteliers, die nicht unbedingt geschaeftstuechtig erscheinen, wenn sie potentielle Gaeste vor die Tuer setzen...angeblich war er ausgebucht, hat aber nicht so ausgesehen...naja, diskutieren konnte ich ja aufgrund der Sprachbarrieren nicht mit ihm) bin ich wieder in einem (anderen, wesentlich besseren!) aeuszerst schicken, pilger-untypischen Hotel gelandet, das mich nach dieser zermuerbenden Tour (hauptsaechlich entlang der stark befahrenen N-306-Landstrasze) und nach den Entbehrungen der letzten Tage wieder ins normale Leben zurueck geholt hat. Empfangen wurde ich im Zimmer naemlich von einem fetten FlatScreen, wo ich mir sodann in voller Lautstaerke einen "Best-of-Black-&-White-Videos"-Countdown, den Madonna mit "Vogue" fuer sich entschieden hat, reingezogen hab! - Die Zivilisation hat mich wieder!

Freitag, 17. Oktober 2008

Etappe 8: Barcelos - Rates (16 km)

Eine recht kurze Etappe habe ich heute hinter mich gebracht. Gefuehrt hat sie mich durch mondaene Vorstaedtchen mit gepflegten Gaerten, spaeter querfeldein durch - wie gehabt - sich schaelenden Eukalyptus, Farne, Weinstoecke. Auch war ich heute in der Cafe-Bar von Antonio im Dorf Pedra Furada, die mir schon in Pontevedra, also noch in Spanien, schwerstens empfohlen worden war. Sein Menue, eine tolle "Caldo Verde" (Kohlsuppe; Spezialitaet der Region), Hendl mit Gemuesebeilage sowie Getraenk und Kaffee, war ausreichend und hat mich gerade mal 5 Euro gekostet ;-). Gesaettigt und voller Vorfreude, in spaetestens zwei Tagen mein persoenliches Pilgerziel geographischer Natur, naemlich PORTO, zu erreichen, habe ich dann die 16 Kilometer bis Rates relativ locker (auch keine Blasen mehr!) runtergespult, dort wo es von den Straszenverhaeltnissen moeglich war, ueberreife Orangen und Zitronen per Fusz und Wanderstock vor mir hertreibend... ach, das Leben kann so schoen sein!
In Rates uebrigens habe ich mich in der aeltesten Jakobsweg-Herberge ganz Portugals einquartiert... schaut genial aus, hat alles, was eine solche braucht, blosz die Peregrinos fehlen...als ich angekommen bin, war kein einziges Bett belegt. Mal sehen, ob sie sich gefuellt hat, waehrend ich meiner Internet-Sucht im ortsansaessigen Cyber-Cafe nachgegeben habe?!?!

Etappe 7,5: Mit dem Bus von P.te de Lima nach Barcelos... (33 km)

(Nachtrag, 16.10., Rates)
Nur um des Weiterkommens willen bin ich also in den Bus gestiegen und habe P.te de Lima bei strahlendem Sonnenschein gemeinsam mit unzaehligen Schuelern, die auf dem Heimweg waren, verlassen. Den Italiener hab ich uebrigens dort gelassen und bin seit gestern wieder auf mich allein gestellt (bisschen bloed, weil mir jetzt auch der Uebersetzer fehlt, aber was solls?...). Nachdem immerhin die Markierungen in Portugal auch in meine Richtung (blaue Pfeile) in ausreichender Zahl und gut sichtbar platziert vorhanden sind, sollte aber alles weitere kein Problem sein. Die Portugiesen zeigen sich freundlich und erstaunt, wenn ich ihnen irgendwie klar machen konnte, dass ich alleine von Santia-GO nach Porto a pie unterwegs bin. Hm, mit Ausnahme von gestern, wo ich gleich zwei Etappen mit dem Bus uebersprungen habe; eine weitere Nacht in dieser Stadt wollte ich einfach nicht bleiben. Egal, es heiszt doch immer "Der Weg ist das Ziel", und so ist mein Weg, so wie ICH ihn anlege und begehe, auch MEIN persoenliches Ziel. Auch wenn ich die Landessprache nicht beherrsche, ohne deren Kenntnis man ja in keinem Land Zugang zu Land und Leuten bekommt, gewinne ich einen ersten Eindruck ueber das Leben und den Alltag hier. Vor allem was die laendlichen Regionen betrifft. Und so kommt man sich manchmal schon ein bisschen wie in andere Zeiten zurueckversetzt vor, nicht zuletzt wegen der seltsam verschlafenen Stimmung, die vorherrscht, wenn man beobachtet, wie Waescheleinen quer ueber staubige Innenhoefe, in oeligen Garagen oder vor schmutzige Fensterlaeden gespannt werden oder wenn der Bacalhau, DAS portugiesische Fisch-Nationalgericht, in den kleinen Laeden am Straszenrand - zwar getrocknet, aber - offen vor sich hinstinkt. Aus dem Bus konnte ich all das wieder ein wenig rascher an meinen Auge vorbeiziehen lassen; der Nebel haengt tief, es ist dunstig und irgendwie regenwaldig-schwuel, mal rauchts da, dann wieder dort (Kompost?), man ist sich nicht sicher, ob es Nebel- oder Rauchschwaden sind, die an einem vorueberziehen, zwischen den Rebstoecken weiden die Schafe und die extrem vermoosten und verwachsenen Fassaden und Haeuser legen den Verdacht nahe, dass die Natur sich wieder zurueckholt, was man ihr einst genommen hat. Lediglich die Fronten jener Gebaeude, u.a. Buergerhaeuser, Kirchen, Bahnhoefe etc., die mit den sogenannten "Azulejos", per Hand (?) bemalte Kacheln (oft auch Bilder mit religioesen Motiven oder einfach nur Musterungen), verfliest sind, bleiben von der Verwitterung und Ueberwucherung verschont. Fuer meinem Reisefuehrer-Autor sind diese Kacheln eine "Augenweide"... ich komm mir beim Anblick derselben vor wie in unterschiedlichst arg gemusterten Kuechen aus den 50er-Jahren... (ich habe fast ALLE Fliesenwaende, die mir untergekommen sind, fotografiert - ich find die einfach so geil!)

Donnerstag, 16. Oktober 2008

(Zwangs-)Pause in P.te de Lima...

Das gestrige feudale Abendessen hat sich wohl mit meinem Magen nicht sonderlich vertragen, jedenfalls wurde ich heute Nacht von Bauchschmerzen auf Trab gehalten. Geschlafen habe ich - wie unschwer vorstellbar - nur wenig... dabei ist die hier betriebene "Pousada de Juventude" wirklich einmal eine tolle Herberge, in der man sich ehrlich entspannen und relaxen kann. Sogar das Fruehstueck war nach meinen Vorstellungen, wenn es heute auch angesichts der naechtlichen Troubles eher minder ausgefallen ist... Zusaetzlich regnet es ploetzlich. Nun haben wir uns die letzte Woche durch waermstes Herbst- wenn nicht sogar Spaetsommerwetter "gekaempft", um nun in einem verregneten Ponte de Lima zu stranden. Ich habe daher ueberlegt, die naechste Etappe nach Barcelos, die ohnehin eine mit 33 Kilometern sehr sehr lange Strecke ist, mit dem Bus zu ueberwinden; auch ein jeden Donnerstag dort stattfindender Wochenmarkt haette mir die Entscheidung, sofort aufzubrechen, am Vormittag leicht gemacht, da ich doch dachte, heute waere erst Mittwoch... Tja, war wohl nix. Den Markt werde ich also nicht erleben und so sitze ich immer noch in P. de Lima herum. Was mein kommendes "Programm" betrifft, bin ich ebenso ratlos. Den Norden des Landes, die Regionen Minho und Douro (mit Porto), bekommt man im Rahmen des Caminho ganz gut zu sehen, nur treibts mich jetzt ploetzlich immer mehr in Richtung Atlantik, um auch ein Bild von Mittelportugal mit seinen langen, breiten Sandstraenden und pittoresken Fischerdoerfchen zu bekommen, ehe ich gegen Ende der naechsten Woche (rund um den 23./24.10.) vorhabe, in Peniche bei Babs & Joao (MERKEN!) anzukommen. Uebrigens: Koennt ihr mich ev. vom Bahnhof in Obidos oder viell. aus Caldas da Rainha abholen? Beide Orte sind innerhalb von 30 Minuten per Auto locker erreichbar, ich glaub die Distanzen betragen jeweils so um die 25 Kilometer... Muesste ich DAS auch zu Fusz gehen, wuerde mich das einen ganzen (!!!) Tag kosten... Obrigada! ;-)

Falls jemanden meine derzeitigen Koordinaten interessieren: Ich bin bereits irgendwo zwischen Viana do Castelo und Braga (siehe Karte oben).

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Etappe 6: Tui ( - Valenca) - Rubiaes (23 km)

(Nachtrag, 14.10., Ponte de Lima)
Landschaftlich wie auch emotional eine unvergessliche und einzigartige Etappe fuer mich. Zu einem groszen Teil wandert man auf der - bereits erwaehnten - alten Via Romana (Nr. XIX). Nachdem Lozzo und ich uns fuer die Festung in Valenca (nach unserem Grenzuebertritt) ausgiebig Zeit genommen haben, sind wir erst spaet abends in unserem Tagesziel, Rubiaes eben, angekommen. Auf der einen Seite ist die Sonne eben untergegangen, auf der anderen der Vollmond auf ... ehrlich wunderschoen!

Dienstag, 14. Oktober 2008

Zwischendurch aus Tui...

Die gestrige Distanz fiel mir mit ihren 21 Kilometern gar nicht mal so schwer, obwohl ein betraechtlicher Teil der Strecke durch ein von vielen Pilgern schon als "verflucht" geheiszenes Industriegebiet fuehrte (ca. 8 km). Wohl das in Wasser aufgeloeste Himalya-Salz, das mir Lorenzo zusaetzlich zum Joghurt-Obst am Morgen gereicht hat, war schuld dran, dass ich mich nach dem sonntaeglichen Rueckschlag wieder richtig gut durchgespuelt gefuehlt habe. Angeblich soll es den Salzhaushalt des Koerpers mit wichtigsten Stoffen versorgen?!?! Und so habe ich mir diesen beschwerlichen Weg durch die Industriezone angetan, was aber keineswegs etwas mit Askese zu tun hat; vielmehr ist es wieder eine Erfahrung, die ich von hier aus mit nach Hause nehmen kann: Gottseidank oder manchmal auch leider verlaufen nicht ALLE Tage gleich/aehnlich, gute Dinge wiederholen sich ebenso wie schlechte, so geht dieser Weg zunaechst durch eine staubige Zone, um bald darauf von einer waldig-blumigen abgeloest zu werden. Apropos Wiederholung: Auch Lorenzo ist im Uebrigen einer von vielen "Wiederholungstatern" hier, was den Camino angeht: Saemtliche Peregrinos, denen man ab und an dann doch ueber den Weg laeuft, erzaehlen gerne von ihren "anderen Caminos", die sie bereits hinter sich gebracht haben. So steht der klassische "Camino Francés" ganz vorne, gefolgt von Alternativrouten wie die "Via del Plata" (kommt aus dem Landesinneren) oder dem "Camino del Norte" (der Kuestenweg ab Bilbao) etc., die alle Santiago zum Ziel haben. Alle Wege fuehren dahin, scheint es, wenn man den Wandernden so zuhoert. Ich bin immer schon irre froh, wenn ich mein Tagesziel erreicht habe und dort - obwohl mir das Gehen groszen Spasz bereitet - meine Bock aus- und meine Flip Flops anziehen kann, um dann auf Entdeckungstour durch die kleinen Ortschaften oder Staedte zu gehen. Tui selbst, wo ich mich gerade zum Bloggen in die "Biblioteca Publica Municipal" eingeschlichen habe, ist eine abgesehen von ihrer wuchtigen Kathedrale und ihrer putzigen Altstadt eher unspektakulaere spanische Grenzstadt. Ueber die sogenannte "Ponte International", die - ich hab unterschiedliches drueber gefunden - entweder von Eiffel direkt oder von einem seiner inspirierten Schueler Ende des 19. Jahrhunderts gebaut wurde, fuehrt der Weg mich respektive uns weiter nach Portugal, in die Nachbarstadt Valenca Minho (In Valenca werde ich mich heute wahrscheinlich laenger aufhalten, werde mir die riesige Festung und die Altstadt genauer anschauen *juhu*). Der Ausblick auf den Fluss Minho, der eben die natuerliche Grenze zwischen Spanien (Galicien) und Portugal darstellt, ists nun auch, der mir endlich erlaubt meinen 745-Seiten-starken "Portugal"-Reisefuehrer, den ich seit daheim mit mir mitschleppe, aus dem Rucksack zu ziehen, was ich bisher aus Ruecksichtnahme auf die spanischen Landsleute immer tunlichst vermieden habe; man weisz ja, dass sich diese beiden Voelker - gelinde gesagt - auf den Tod nicht ausstehen koennen. Der Minho ist aber nicht nur Landesgrenze, sondern - und das soll mir mal eine/r erklaeren - zeitgleich auch Zeitzonengrenze (???), und das obwohl Santiago und beispielsweise Porto direkt in einer Linie untereinander liegen... In Portugal ticken die Uhren also anders, genau genommen eine Stunde frueher als im noerdlichen Spanien. Und obendrein wird mir auch ein Raetsel bleiben, wie um alles auf der Welt ein Reiseveranstalter auf die Idee kommt, sich ausgerechnet nach DIESER gerade mal 17.000-Einwohner-fassenden faden Stadt zu benennen....?!?! :-)

Montag, 13. Oktober 2008

Etappe 5: Mos - Tui (21 km)

Bin wieder auf den Beinen! Heutige Strecke war sogar ein leichtes, hatte ich doch einen jungen italienischen Compagnon, Lorenzo, an meiner Seite, der den Caminho ebenfalls retour geht. Und nicht nur das: Er geht konkret von Lourdes bis Fatima, d.h. 1600 km! Auch nicht uebel! Der Tag hat mit einem Fruehstueck, wie ichs mir lobe, schon hervorragend begonnen: L. und ich haben alles Obst, was wir noch in den Rucksaecken verstaut gehabt haben, auf den Tisch geknallt, und uns gemischt mit Joghurt eine herrliche Fruchtsalat-Unterlage zubereitet. Waehrend wir geschmaust haben, hat er mit geschildert, WIE er den Weg bis hierher [Mos] gefunden hat ;-) - Morgen, oder, wenn bessere Tastatur vorhanden, mehr - nur mehr 4 Kilometer bis zur Grenze...!!!

Etappe 4,5: Redondela - Mos (9,5 km)

(Nachtrag, 13.10. - Tui)
Nur in aller Kuerze ein Platzhalter... Den gestrigen Sonntag mit Migraene im laut Reisefuehrer "beschaulichen Mos", knappe 10 Km (per Taxi) von Redondela entfernt, flach gelegen. Herberge zwar bis gegen Abend menschenleer und von daher fast ein bisschen gespenstisch, aber das Schlafen (plus Aspirin Akut und gutem (spanischen...) Zuspruch von der hiesigen Hospitalera) hat gut getan... haetten die gestern nicht irgendeinen Christus-Feiertag gehabt (Christo del Esperanza o.ae.)... Salutschuesze und Live-Musik bis spaet in die Nacht...

Samstag, 11. Oktober 2008

Etappe 4: Pontevedra - Redondela (19 km)

Nun... bloed aber auch, aber so ist es nun mal: Ich habe mir zusaetzlich zu einer genialen Gesichtsfarbe auch zwei Blasen (symmetrisch !!!) unterhalb meiner beiden Knoechel aufgezogen. Gestern Nachmittag hatte ich sie schon gespuert und - sobald die Socken ausgezogen waren -hatte ich dann auch die traurige Gewissheit ;-(
Jetzt kann ichs ja endlich sagen, aber jener Trick, der besagt, man solle die Socken - wenn geht - GAR nicht wechseln geschweigedenn waschen - und ich sags nochmal, JETZT weisz ichs, nachdem ichs ausprobiert habe - ist eine unverschaemte Luege! Hirschtalg hin, Hirschtalg her, alte/dreckige (=verschwitzte) Socken aus, alte Socken an - nutzt alles nix. Die Blasen kommen (vom Gehen) ... und bleiben! Dabei hatte ich schon am dritten Tag das gute Gefuehl, dass meine Muskeln und Sehnen nun endlich gedehnt sowie meine Gelenke (Huefte bereitete mir ja bissl Schmerzen) geoelt und geschmiert waeren, und mir daher nix mehr passieren koennte. Falsch gedacht, aber man lernt nie aus. Urspruneglich wollte ich also heute eigentlich einen Pausentag einlegen, mir Pontevedra noch genauer anschauen, blosz hats mich heute so eindeutig ans Meer gezogen, dass ich diesem Drang nicht mehr widerstehen konnte. Redondela naemlich ist direkt neben/an der Meeresbucht von Vigo gelegen, und auch vom Weg aus hat man einen herrlichen Blick darauf. Heute hatte ich ehrlich einen immens guten Tag, bin - ausgestattet mit neumodischen, aber im Gegensatz zu den alternativen Vorbeugungsmasznahmen sehr sehr hilfreichen Blasenpflastern - endlich fast gedankenverloren (weil massig viele blaue Pfeile; siehe Eintrag gestern) durch einsame Doerfer spaziert, habe mir von den ihre Felder bestellenden Bauern, die extra dafuer innegehalten haben, zuwinken lassen und bin mir ein bisschen wie ins vorvorige Jahrhundert zurueckgeworfen vorgekommen. Herzliche Gesten, ein Frieden und eine Ruhe, die unbeschreiblich sind und die sich nun auch langsam aber sicher auf mein hitziges - wenn auch nur selten erkennbares - innerliches Gemuet uebertragen. Ich geniesze den Weg momentan voll und ganz, bin zufrieden mit meiner Entscheidung, den Caminho Portugues, der seit 1999 wieder an Bedeutung gewinnt - andersrum zu gehen, wohl weil ich dann noch alleiner (gibts einen Komparativ zu alleine?) mit mir und meinen Gedanken sein kann.
Lediglich bloede kleine Toelen, die mich anklaeffen, wenn ich vorbeigehe, stoeren dieses Bild. Erst gestern hatte ich wieder so ein kleines Monstrum am Bein, das zwar von meinen Wanderstoecken von vornherein schon ordentlich eingeschuechtert war, das es aber dennoch nicht lassen konnte, mich anzubellen und durch die ganze Ortschaft zu verfolgen (normalerweise sind die Hunde angekettet...). "Pass auf, du (An-)Schnauzer, hoer jetzt endlich auf mit deinem Gebelle, sonst..., sonst, ...sonst... fotographiere ich dich!" Der Terrier verstand diese Drohung richtig; haette er nicht damit aufgehoert, haette ich seine Bilder allen vorbeikommenden Pilgern (heute warens schon ein Paar (!!) mehr) unter die Nase gehalten und ihn als "Ungeheuer von Tivo" [Kleiner Ort zwischen Caldas de Reis und Briallos] ausgerichtet. Jedenfalls war dann Schlusz ;-). Ich fuehle mich nicht nur durch solche Aktionen als "advanced" Pilgerin; eine Herbergsbekanntschaft aus Pontevedra war z.B. ein junges 15-jaehriges Maedl aus Frankfurt, das mit Mutter und noch zwei Freunden von Porto nach Santiago unterwegs ist. Schwer begeistert von meinem Projekt, den Caminho eben in die andere Richtung UND allein zu gehen, ist sie mir den ganzen Abend nicht mehr von der Seite gewichen und hat mir zu verstehen gegeben, dass sie DAS, was ich hier gerade mache, total "cool" findet und sie sowas nach ihrem "Abi" auch machen wird/will. Dass ich mal als Vorbild fuer die heutige Jugend gelte, haette ich nie zu traeumen gewagt ;-) Vorbild hin oder her.... spaetestens uebermorgen bin ich ueber der Grenze - klingt irgendwie VERBOTEN-GUT!!! ;-) [bitte keine Nachahmungen].

Etappe 3: Caldas de Reis - Pontevedra (25 km)

(Redondela, Nachtrag 10.10.)
Und wieder ziehe ich meine Spur weiter; nicht nur im WWW (um meine Familie und Freunde mit Infos ueber mein Wohlergehen versorgt zu wissen), sondern auch auf der spanischen Landkarte (um meinem Pilger-Ziel naher zu kommen). Immer noch befinde ich mich in Galicia, dem wunderschoenen Galicien, dem man nachsagt, reich an Regen, dafuer sonst eine der aermsten Regionen Spaniens zu sein. Von Regen spuere ich nichts ;-) - ganz im Gegenteil, ich wandere im T-Shirt, mit Sonnenbrille und Kappe, weil die Sonne sticht wie nur was! Nachts und in aller Herrgottsfruehe ists zwar arschkalt, aber untertags steigen die Temperaturen auf bis zu 29 Grad (das war zumindest die hoechste Anzeige, die ich untertags gesehen habe)! Heute morgen haette ich, nachdem ich gestern den Hut drauf-, heut beinahe meine letzten Nerven weggeschmissen. Man stelle sich vor: Um 8:30 Uhr immer noch stockdunkel, muss man sich langsam aber sicher aus der Herberge (respektive dem Hotel) aufmachen, wenn man eine Strecke von knapp 25 Kilometern bis zum Abend (Pausen natuerlich mit eingerechnet) schaffen will; leichter gesagt als getan, denn finde mal den Weg aus einer Stadt/Ortschaft raus, wenns kein - wie sonst am Camino ueblich - verlaessliches Gelbe-Pfeile-Leitsystem gibt... Je groeszer die Stadt, desto weniger Pfeile, davon kann mal mal mit Sicherheit ausgehen ;-(
Nun ja, also habe ich meinen ersten Cafe con leche heute erst um 12:07 Uhr (!!!) zu mir genommen - zu dieser Zeit habe ich im Buero schon mindestens 3 intus... Ja, ich weisz, ich bin kaffee-suechtig... Nach Stunden habe ich dann voller Verzueckung endlich wieder einen gelben Pfeil erspaeht, der mir den Weg gewiesen hat. Immerhin. Zwar weisen die gelben Pfeile ausschlieszlich den Weg nach Santiago (also in die verkehrte Richtung), aber mir zeitgleich auch "meinen Weg" gen Sueden, indem ich einfach immer anders gehe als die Markierungen, die uebrigens - wenn vorhanden - auf Straszenpfeilern, Lichtmasten, Mauern, auf Steinen und auf der Rueckseite von Verkehrsschildern aufgemalt sind, anzeigen. Nun ja, nachdem ich mein verkehrtes Leitsystem leider irgendwann komplett aus den Augen verloren habe, musste ich mich gezwungenermaszen wieder an der transitschweren N-550 (und dort auf dem - keine Sorge, Mama! - breit angelegten Pannenstreifen) entlang hanteln, was aber nicht unspannend fuer mich war, da ich im Abzaehlen der vorbeirasenden Seats (Unmengen!!!) innerhalb von einer Stunde eine - so glaube ich - konstruktive Beschaeftigung gefunden habe. Es muss wohl Gottes Wille gewesen sein, jedenfalls habe ich irgendwann ploetzlich einen BLAUEN Pfeil entdeckt, der - so weisz ich aus dem Vorjahr - solchen Leuten wie MIR gewidmet ist: Denen, die gegen den (Pilger-)Strom schwimmen, denen, die den Weg retour gehen. Ich habe mir in diesem Moment geschworen, dass ich in Wien eine Messe lesen lassen werde, fuer diesen Wink des Schicksals! So bin ich den Rest des Tages fast laufenden Schrittes - man muss sich ja nicht mehr um die Orientierung kuemmern - ueber Feldwege und Waldpfade vorbei an von Eidechsen bevoelkerten Steinmauern und Pferdekoppeln, durch Weinlauben und kleine Oertchen gewandert und konnte die Pilger, die mir entgegengestroemt sind, auch blosz an einer Hand abzaehlen (naemlich 4!). Abends habe ich ein extrem geniales Menu del dia zu mir genommen, bestehend aus Ensalada mediteranea und weiszem Fisch (so wie Babs mir empfohlen hat!).

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Etappe 2: Padrón - Caldas de Reis (18,5 km)

Nach ca. 9 Kilometer Fuszmarsch habe ich heute fruehzeitg den Hut drauf geschmissen und die verbleibenden 10 Kilometer per Autostopp zurueck gelegt. In der Frueh bin ich mehrmals intuitiv den richtigen Weg gegangen, was ja in Anbetracht der Tatsache, dass die Wegweiser (Gelbe Pfeile) in die andere Richtung zeigen, wahrlich nicht ganz so einfach ist. So fuehrte mich mein Weg am Vormittag durch herrliche Farn- und Weinlandschaften, durch uralte Waelder, und auch ein Stueck weit auf der alten Via Romana (XIX). Begleitet wurde ich anfaenglich von einem kleinen streunenden Koeter, den ich relativ bald - weil aus Padron kommend - Pedro getauft habe. Nachdem wir uns geeinigt haben, dass er mich NICHT anspringt und ich ihn - weil vermutlich Floh- und Lausbefall - NICHT streicheln werde, ist er dennoch fuer mindestens 2,5 Kilometer aus der Stadt raus nicht von meiner Seite gewichen. Wenigstens hatte ich jemanden zum Reden..., und er hat sich wahrscheinlich dasselbe gedacht - ob er mich aber verstanden hat, bleibt ungewisz ;-)
Kalt (aber sonnig!) wars in den fruehen Morgenstunden, wovon jetzt (18:30 Uhr) keine Rede mehr sein kann. Die letzte Stunde habe ich bei 22 Grad an der oeffentlichen Thermalquelle, fuer die Caldas de Reis - angeblich schon seit den ersten rheumatischen Neanderthalern - bekannt und beliebt ist, verbracht und mir dort die Sonne ins Gesicht scheinen lassen. Wunderbar! Das wirklich sehr sehr heisze (!!!) H2O hat offenbar in der Tat eine heilende Wirkung, denn die Leute - Jung und Alt - kommen reihenweise und wiederholt mit Gebinden unterschiedlichster Groesze hier an und befuellen diese oder waschen sich Haende, Fuesze und Gesicht mit jenem gesundheitsversprechenden Wasser aus der Quelle. Auch ich werde mir ausgiebig Zeit nehmen, sowohl meine Augen und meine Schilddruese (respektive den immer noch schmerzenden Hals) als auch die Wandersfuesze zu benetzen, um eine positive Wirkung zu erhalten. Schon Tage vor meiner Abreise habe ich prophylaktisch begonnen Hirschtalgcreme aufzutragen. Also, mit Heilwasser und Hirschtalg (H-H) kanns nur mehr gut gehen - und unter diesem Motto steht auch der heutige Tag: Ich lass es mir einfach gut gehen! Am fruehen Nachmittag habe ich schon in einem - im Unterschied zu den Herbergen aus den Vortagen - recht vornehmen Hotel eingecheckt, das pro Nase und Nacht 25 Euro nimmt; dafuer ist auch ein Schwimmbad inklusive ;-). Den Tag selbst habe ich in aller Ruhe zunaechst schlafend und dann sightsee-nd verbracht, z.B. habe ich mir die hiesige Kirche, die dem Sto. Tomás gewidmet ist, genauer angeschaut - oh, wie sehr vermisse ich dich auf meinem Camin(h)o!

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Etappe 1: Santiago - Padrón (23,5 km)

Verhaeltniszmaeszig spaet (9:30 Uhr) bin ich heute Frueh aus Santiago rausgekommen. Gestern habe ich mich zwar (nachdem ich abends mit dem Bus kurz ins Zentrum gefahren bin, um nochmal eine Runde um die Kathedrale zu drehen) wie geplant zeitig niedergelegt, aber die Nachtruhe war leider nicht wirklich gegeben. Durch das Halsweh und wohl auch wegen der Umgewoehnung (erste Nacht nach langer Zeit wieder im Schlafsack) bin ich staendig aufgewacht und meine Gedanken haben sich nur im Kreis gedreht... Nicht sehr entspannungsfoerderlich. Umso gleucklicher bin ich, diese erste Etappe trotz des Dahinkraenkelns fast problemlos hinter mich gebracht zu haben. Ich habe mich, wohl um so schnell wie moeglich aus Santiagos Dunstkreis zu entkommen, hauptsaechlich entlang der N-550-Schnellstrasze bewegt, die straight-ahead nach Padron fuehrt und die bis dahin zahlreiche Ortschaften auffaedelt, die der Rede nicht wirklich wert sind. Egal. Nur kurzzeitig bin ich von dieser sicheren Seite abgewichen und habe mich in den umliegenden Doerfern ein wenig umgeschaut (Schafe, Huehner, vollgehaengte Waeschleinen...fast wie in der Steiermark oder im tiefsten Waldviertel, nur mit Palmen und Zitronenbaeumen dazwischen) . Wichtig war mir auf jeden Fall, dass ich mich halbwegs orientieren kann, was gar nicht so einfach ist. Aber dass ichs mir von Haus aus nicht einfach machen wollte, steht ja ohnedies fest. Wer sonst geht auch einen eh schon (nicht nur im Oktober, sondern ganzjaehrig) wenig frequentierten "Neben-Jakobsweg", und das noch in die verkehrte Richtung? Das kann ja wohl nur mir einfallen. Apropos Dunstkreis: Dunstig und nebelverhangen habe ich Santiago also hinter mir gelassen, gegen Mittag haben sich dann erste Sonnenstrahlen ihren Weg durch die Wolkendecke gebahnt, und ich bin zuversichtlich, dass mein Vitamin-D-Haushalt heute nach langer Zeit wieder seine Produktion angeschraubt hat. Laut dem gestrigen "Kurier", den ich in Ermangelung anderer Zeitschriften im Flieger (Niki) geradezu verschlungen habe, produziert der Koerper bis zu 90 Prozent dieses Vitamins selber, vorausgesetzt man haelt sich von Oktober (bis Maerz) unterhalb einer "gedachten Linie noerdlich von Rom" auf. VItamin D ist ja, glaube ich, wichtig fuer die Knochen, und irgendwie hoffe ich stark, dass dadurch meine Hueft(knochen?)schmerzen, die ich mir heute eingetreten habe, wieder weg gehen... Babsi, meine Lieblings-Physiotherapeutin, help me! Bye the way: Bist du gut in Peniche angekommen?

Dienstag, 7. Oktober 2008

Halswehauweh in Santiago

Ich habe wieder festen Boden unter den Fueszen. Spanischen Festland-Boden. Santiago de Compstela hat mich heute bei heiter-sonnigen 22 Grad um 17 Uhr empfangen, gegen 20 Uhr warens immer noch 19,5 Grad, bei maeszigem Wind. Nach laengerer, sogar ziemlich umstaendlicher Herbergssuche bin ich in einer recht netten, alternativen Albergue in den Outskirts der Pilgerstadt gelandet. Leider kommt momentan offenbar sehr viel in mir hoch, und so meldet sich sogleich auch mein Koerper mit boesem Halsweh, wohl um mir irgendetwas mitzuteilen. Super, also geht meine neuerliche Fuszreise gleich mal angeschlagen los. Gut, Apotheken gibts hier wie Sand am Meer und so wars nicht schwierig was Lemocin-artiges aufzustellen. Der Apotheker war trotz Sprachproblemen sehr bemueht, mich mit dem Richtigen zu versorgen (er wollte mir umstaendlich erklaeren, dass es sich bei seinem Mittelchen um Lutschtabletten handelt); die Spanier sind generell - und das faellt mir jetzt wieder extrem auf - ein sehr hilfsbereites und freundliches Voelkchen. Kaum habe ich meinen Stadtplan ausgebreitet und stehe mit ratlosem Gesicht in den Santiagoer Gassen herum, stellen sie sich neben mich, schauen mir ueber die Schulter und bieten ihre sofortige Hilfe an. Und sie laecheln immer. In Wien ein Ding der UNmoeglichkeit. Leider laeuft man in der Heimat sehr schnell Gefahr diesen Grant selbst auszustrahlen - ich muss wohl versuchen, mir HIER einiges abzuschauen ;-) Ich werde wohl den morgigen Tag abwarten und dann entscheiden, wie ich weiter machen werde. Ich glaube es waere falsch, sich mit einem 22-Kilometer-Marsch unnoetig anzustrengen, wenn man eh schon kraenkelt. Aber mal schauen. Es ist halt wieder so typisch fuer mich: Waehrend in Wien alle grippe-bedingt hustend und schnupfend darnieder liegen, checkt mein Immunsystem die Viren-Abwehr daheim problemlos - aber hier? Hier ist alles anders. Aber wie gesagt, mein Koerper versucht mir wohl gerade wieder irgendwas unterschwellig zu sagen. Egal. Heute rolle ich mich daher zeitig in den zuvor ausgerollten Schlafsack ein und werde ihm durch viel, viel Schlaf gar nicht noch weiter die Moeglichkeit geben, mir jetzt in mein Vorhaben dreinzupfuschen. Genau!

Was anderes: Beloved Pat hat heute ein Hearing in Duesseldorf fuer eine Hauptrolle (Moritz) in "Fruehlingserwachen" gehabt; ich hoffe es ist gut gelaufen, immerhin hab ich ihm bei unserem Abschied in Wien-Schwechat (er ist am Nachbar-Gate abgeflogen ;-) ) nochmal kraeftig ueber die Schulter gespuckt. Und auch mir hat er ein Toi-Toi-Toi mit auf den Weg gegeben. Oder aber boese Viren...?!?!
Denk an euch!

Samstag, 4. Oktober 2008

Aviophobe Gedanken ans Universum

...ich fange langsam aber sicher an nervös(er) zu werden. Und wahrscheinlich frage ich mich heute nicht zum ersten Mal und sicher nicht zu Unrecht, warum ich mir solch einen "Hatsch" erneut antue. Liebevoller könnte ich diesen Camino auch als meinen persönlichen "Sternenweg"(eig. wird der klassische "Camino Francés" so genannt, weil er der Milchstraße entlang direkt nach Santiago und schließlich bis Finisterre führt) bezeichnen, was mir sogleich mein vielversprechendes Horoskop für 2008 in Erinnerung ruft:

Für heuer nämlich verspricht mir die Astrologie, dass die Sterne mir tatkräftig unter die Arme greifen. Hm, der September ist nun vorbei, und ich denke mir, dass dieses Versprechen halt einfach bis aufs letzte Quartal gewartet hat, aber genau jetzt brauch ich die Unterstützung auch. Angeblich stärkt Merkur meine Konzentration und mein Reaktionsvermögen, Neptun verfeinert meinen sechsten (Über!-)Sinn und Mars und Jupiter lassen mich entschlossen die richtigen Schritte setzen. Also, Sterne, an die Arbeit! Ehe es losgeht, möchte/muss ich auf jeden Fall meine Wohnung auf Vordermann bringen, die Nachbarn noch in den Dienst der Blumenpflege einweisen und auch soviel Frust/destruktives Gedankengut wie möglich mitsamt dem Restmüll, der die nächsten Wochen auf keinen Fall stehen bleiben soll, im Vorfeld entsorgen respektive hier (verrotten) lassen. Immerhin ist's diese Art von Ballast nicht wert, noch weiter geschleppt zu werden. Schon gar nicht, wenn man eh schon ein nur mit den Basics ausgestattetes, aber dennoch 10 kilo-schweres Backpack mit sich herumtragen soll. Egal. Jedenfalls merke ich, wie ich mir langsam aber sicher ein klein wenig Panik in Hinblick aufs Fliegen aufreiße. Nach den zig Horrormeldungen über Flugzeugabstürze aus den vergangenen Wochen verspüre ich ein flaues Gefühl im Magen. Entwickle ich jetzt eine Aviophobie (Flugangst), oder wie? Übrigens, besten Dank an das Blatt, das mit seinen apokalyptischen Schlagzeilen und Titelbildern diese Ängste deutlich in mir geschürt hat. Mit leichter Verzweiflung blicke ich daher meinem Abflugtag entgegen.
Oh, Götter (Merkur, Neptun, Jupiter und Mars...nein, ich bin keine Polytheistin) steht mir bei, und lasst die metallenen Vögel im Himmel, unterhalb der Sterne und der Milchstraße...